How to change the world.

Wenn wir Dinge in der Welt sehen, die wir hässlich, falsch oder böse finden, wollen wir sie verändern oder verändert haben. Wie wir dabei vorgehen, was wir für wirksam halten, hängt davon ab, wie wir und und unsere Beziehung zur Welt verstehen. Das ist DER entscheidende Punkt. Und eine heikle Frage

Glaube ich, dass die Welt außerhalb von mir liegt und ich mich in ihr bewege?

 

Dann kann ich etwas verändern, indem ich mit voller Kraft nach außen wirke – also »klassischer« Aktivismus, geprägt von tatkräftigem Einsatz und strategischen Überlegungen.

 

Dabei werde ich vermutlich irgendwann bemerken, dass dieses Engagement mehr oder weniger Wirkung hat, dass die Welt immer noch nicht annähernd so ist, wie ich mir das wünsche und dass sich durch diese Erfahrungen vor allem etwas verändert hat: ich mich selbst.

 

 So ist es jedenfalls mir ergangen, mein Engagement hat mich zu ziemlich hässlichen Orten geführt – den Wiener Schubhaftgefängnissen und dem zerbombten Vukovar zum Beispiel – und mich unglaublich viel gelehrt und mir überraschend viel Schönes geschenkt.

 

Wenn ich glaube, dass meine Wahrnehmung die Welt konstruiert und dass menschliche Kommunikation die Gesellschaft wieder und wieder erschafft, werde ich anders agieren. Ich werde nicht nur nach außen hin wirken wollen und die Welt dadurch verändern wollen, sondern mich »umdrehen« und meine Art der Wahrnehmung und unsere Art der Kommunikation in Augenschein nehmen.

Der Dialog des Quantenphysiker David Bohm ist eine der Methoden, die sich nicht in Kämpfe auf der Oberfläche verstrickt, sondern Sprache und Weltdeutungsmuster als Quelle der Konflikte beleuchtet. Ich verwende beziehungsweise lebe diese Methode sowohl im Beruflichen als auch in meinen anderen Lebensfeldern seit vielen Jahren.

 

Charles Eisenstein, Vordenker der Occuppy-Bewegung, sagt, dass die Quelle unserer Krisen, und unserer Kämpfe in der Geschichte liegt, die wir uns über uns selbst und die Welt erzählen; als zufällig entstandene Intelligenzen in einem sterbenden Universum, wie es die vorherrschende Geschichte gerade erzählt, ist es eben schwer, Vertrauen zu fassen und Verbundenheit zu spüren!

Den Fokus auf das Narrativ zu setzen, vollzieht dieselbe  Wende wie der Dialog: wir bekämpfen nicht primär, was wir im Außen nicht mögen: wir ergründen die Wurzeln der Probleme des "Hässlichen" in unserem Denken und Erzählen. Das ist weniger kriegerisch UND radikaler.

 

Und es bewirkt sehr vieldas sehe ich in meiner Arbeit mit Organisationen und Teams: wenn wir Organisationen als lebendige Organismen betrachten oder als Kunstwerke und nicht als Maschinen, zum Beispiel. Und ich nehme es wahr in der Evolution der Organisationsformen politischer Bewegungen wie Occuppy, die Zapatist*innen in Chiapas, Extinction Rebellion oder Institutionen wie der Bürger*innen-Räte.

 

Ein weiterer Schritt: Ich bin die Welt. Höre ich auf, die Wirklichkeit zu bekämpfen, in dem ich damit hadere, wie sie ist und mir denke, sie müsste anders sein, befriede ich die Welt.

 

Das ist ein »tricky step«. Er gibt mir – bzw. dir – den Schlüssel für grundlegende der Welt in die Hand. Wir müssen ihn »nur« umdrehen und sind frei und damit die ganze Schöpfung. Wir müssen niemand ändern - außer uns selbst.

 

Aber: wenn ich das nicht wirklich verwirklicht habe, sonders es als Konzept verwende – dann rede ich mir die Welt schön, lege vielleicht die Hände in den Schoss und schaue auf die Aktivist*innen runter, die es nicht kapiert haben – und verändere gar nichts damit!

Wenn ich versuche, mich selbst davon zu überzeugen, dass etwas gut oder schön ist, dass sich Scheiße anfühlt – dann bin ich nicht frei, sondern verblendet. Es ist also – einfach und gar nicht einfach zu gleichen Zeit.

 

Als Leitstern ist es wunderbar: dass Schöne zu er-finden, dass ich in der Welt sehen will; zu vertrauen, dass die letzte-erste Wirklichkeit schön ist, auch wenn sie schrecklich erscheint. Und dabei ganz genau hinzuschauen und hinzuspüren – mit meinem ganzen Sein und nicht nur mit meinen Verstand – das ist das Gegenteil von abheben: es ist ein Landen im eigenen Sein.

 

Schlussfolgerungen:

 

  • Was mir klar wurde: das Leben ist zu groß – man könnte auch sagen: zu komplex – als dass unser Denken allein es steuern könnte. Das ist eine gute Nachricht – und ein Grund zur Entspannung. Aus diesem entspannten Zustand erwächst eine Präsenz, die weiß, was zu tun ist - Dialog mit anderen hilft dabei.
  • Wie wäre eine Bewegung organisiert, wie würde sie agieren, wenn der Quell ihrer Aktivität nicht primär Empörung, Angst, Zorn oder Trauer und noch nicht einmal Sorge wäre? Kannst du dir das vorstellen?
  • Positiver Kulturwandel wird gefördert, wenn Menschen in ihrer Ganzheit zusammenkommen, sich auf ein Ziel verständigen und lebensfreundliche Strukturen und Prinzipien einsetzen. Führung bedeutet dann Selbst-Führung und ebensoviel lauschen wie vorgeben.

Michael Nußbaumer

 

Mich engagieren - als Moderator, Supervisor, Trainer, Berater oder Speaker

TAU-Magazin bestellen

das eBook »Kulturtransformation – Unternehmen erlangen Selbst-Bewusstsein« erwerben

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0