Kunst kreieren, wenn die Erde brennt?

Oder: wenn die Erde brennt, müssen wir nicht alle Feuerwehrleute werden?

Ibrahim Abouleish, der mit SEKEM im wahrsten Sinn des Wortes Wüste in fruchtbares Land verwandelte, hat in einer schweren (unter anderem finanziellen) Krise des Projekts mit einer Erhöhung des Budgets für Kunst und Kultur reagiert (sehenswert: Das Wunder in der Wüste)
Das ist Ausdruck wahrhaft ganzheitlichen Denkens! Er sagt, dass wir den inneren Künstler, die innere Künstlerin in uns erwecken müssen, um komplex denken zu können – die Art des Denkens, die dem »Denken« der Natur gleicht. Gregory Bateson, ein weiterer Pionier in der Lösung der weltweiten Krise, sieht daran unser Grundproblem: dass wir zu mechanisch, zu reduzierend und abgrenzend denken.

Meine Antwort auf die oben gestellte Frage lautet also, dass es ein ganz wesentlicher Beitrag zur not-wendigen Transformation unserer Weltgesellschaft sein kann, Kunst zu kreieren. Die Frage lautet also besser: Was ist meine Arbeit im Dienste der Lebendigkeit, im Dienst des Leben, das sich immer weiter verästeln und verwurzeln will?

Und diese Arbeit kann natürlich darin bestehen, sich für den Regenwald einzusetzen! Meine größte Wertschätzung dafür und auch ich empfinde Hilflosigkeit, Verzweiflung und Schmerz angesichts dieser und vieler anderer Katastrophen!

UND ich will mich – und vielleicht dich? - dazu ermutigen, wirklich zu schauen, was gerade meine und deine Arbeit ist!

Offen gesagt – und das ist gar nicht so leicht zu sagen – empfinde ich manche äußeren und inneren Aufrufe eher als Einladung zur Ablenkung von meiner derzeitigen eigentlichen Arbeit. Nicht, dass es die Aufrufe nicht geben sollte! Aber es konfrontiert mich damit, wie »gerne« ich mich ablenken lasse. Denn obwohl ich Arbeit zusehends als etwas begreife, dass gewaltfrei sein will – weder zerstörerisch in seinen Auswirkungen »außen« - noch zerstörerisch »innen« - gegenüber mir, mit dem Zwang zu funktionieren zum Beispiel! - muss ich doch viel daran arbeiten, diese Arbeit überhaupt zu tun, anstatt mich in Ablenkungen zu verlieren.

Den diese Arbeit verlangt nach meiner Präsenz, nach meiner Ganzheit: Mich sammeln, mich einlassen auf unüberschaubare, unkontrollierbare Felder, denen ich doch "helfen" will, sich zu ordnen und dabei lebendig zu bleiben! Verstehst du, was ich meine?

In meinem Schreiben (ähnlich übrigens in meiner Arbeit als Prozessbegleiter und Moderator) stelle ich mich ungelösten und teils unlösbaren Widersprüchen – und das ist sowohl Selbsttransformation als auch Welttransformation. Ich stelle mich (meinen) ungelösten und rätselhaften Seiten und finde einen Weg mit ihnen heilsam umzugehen – und »Licht in die Sache« zu bringen. Es geht hier um seelisches und individuelles Wachstum – und um Transformation kollektiver Themen. Je besser ich mich kennenlerne, desto klarer wird mir nämlich, dass meine heikelsten Themen starke kollektive Ladungen haben. Vielleicht ist das bei jedem/jeder so; vielleicht auch nicht.

ABER: es geht für mich nicht darum, durch Kunst eine Botschaft zu vermitteln! Ich »mache« meine Kunst nicht, "um zu".
Diese Art von Kunstwerken sprechen nicht zu mir, sie bleiben leblos. In der Kunst geht es immer um Schönheit und Schönheit ist (unter anderem), wenn sich Form und Inhalt nicht mehr unterscheiden, wenn es ganz spezifisch ums Ganze geht. Ohne rosarote Brille und tief geerdet, sich selbst und andere zu erheben, über die eigenen Verurteilungen hinaus - …

Deswegen: Ja, für mich ist es Teil meiner Arbeit im Dienste größerer Lebendigkeit Kunst zu schaffen im Dienst des Lebens. Dienst bedeutet hier nicht Frondienst, es bedeutet, das zu tun, was das Herz wirklich nährt – und alle Arten von Ablenkungen (die ein Ausweichen sind) beiseite zu lassen, ohne etwas abzuschneiden. Das ist schwer genug.

Meine Geschichten haben alle damit zu tun, wie wir die Wirklichkeit anders sehen können, runder, vielschichtiger. Es sind also – nach Charles Eisenstein – Geschichten der Zeit zwischen den Geschichten: die Brücken bauen in das »Neue« - in die schönere Welt, die unsere Welt kennt.

Meine Services:
* Schreiben: wenn du möchtest, schicke ich dir die ersten 11 Seiten meines werdenden Romans zu – ich freue mich nämlich, wenn er schon jetzt lebendig wird und Dialoge dazu entstehen. Einfach an michael.briefkasten@gmail.com schreiben
* Prozessbegleitung / Moderation / Team-Supervision für lebendige und lebensfreundliche Organisationsstrukturen – mit viel Erfahrung und in lebendiger Präsenz - meine Webseite: www.kulturtransformation.net

Tipp:
* Charles Eisenstein hat zahlreiche Kurse, die nach Selbsteinschätzung zu bezahlen sind und unbezahlbar gut sind.

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